Inkontinenz ist nicht gleich Inkontinenz. Es gibt verschiedene Formen, die sich in ihrer Ursache und den Situationen, in denen sie auftreten, unterscheiden. Hier findest du einen Überblick über die gängigsten Arten – vielleicht erkennst du dich oder deine Situation darin wieder?
1. Belastungsinkontinenz – Der „Stress“ für den Beckenboden
Diese Form tritt auf, wenn der Druck im Bauchraum plötzlich steigt, wie beim Husten, Lachen, Heben schwerer Gegenstände oder Niesen. Besonders Frauen nach Schwangerschaften und Geburten sind betroffen, da der Beckenboden durch die Belastungen geschwächt ist.
Beispiel: Du bückst dich, um den Einkauf aus dem Auto zu heben, und plötzlich passiert es – ein paar Tropfen gehen ungewollt in die Hose. Oder du bist in einer geselligen Runde, jemand erzählt einen Witz, du lachst herzhaft, und dann merkst du, dass du deine Blase nicht kontrollieren konntest. Belastungsinkontinenz tritt genau in diesen Momenten auf.
2. Dranginkontinenz – Wenn der Harndrang plötzlich unkontrollierbar wird
Hierbei kommt es zu einem starken, plötzlichen Harndrang, der so intensiv ist, dass du es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffst. Oft reicht schon eine kleine Menge Urin aus, um das Gefühl zu erzeugen, dass die Blase voll ist. Diese Form der Inkontinenz kann auch durch eine überaktive Blase verursacht werden.
Beispiel: Du bist gerade auf dem Heimweg, das nächste öffentliche WC ist noch 10 Minuten entfernt. Plötzlich spürst du diesen starken Harndrang, als ob du sofort eine Toilette aufsuchen musst – und es ist fast unmöglich, ihn zu kontrollieren. Auch nachts tritt dieses Problem häufig auf, wenn der Drang dich aus dem Schlaf reißt und du es kaum aus dem Bett schaffst.
3. Mischinkontinenz – Eine Kombination der häufigsten Formen
Diese Art der Inkontinenz verbindet die Belastungs- und Dranginkontinenz. Betroffene erleben sowohl ungewollten Harnverlust bei körperlicher Anstrengung als auch plötzlichen, starken Harndrang. Das kann den Alltag noch komplizierter machen.
Beispiel: Du hebst einen schweren Gegenstand und bemerkst dabei einen leichten Harnverlust. Kurze Zeit später tritt dann unerwartet ein starker Harndrang auf, obwohl du erst kürzlich auf der Toilette warst. Diese Kombination kann extrem belastend sein, da sie schwer vorhersehbar ist.
4. Überlaufinkontinenz – Wenn die Blase nicht mehr richtig entleert
Bei dieser Form läuft die Blase über, da sie sich nicht vollständig entleert. Das kann zu einem ständigen Tröpfeln führen, oft ohne dass Betroffene es sofort bemerken. Diese Art der Inkontinenz ist häufiger bei Männern und steht oft im Zusammenhang mit Prostataproblemen oder Blasenentleerungsstörungen.
Beispiel: Du hast das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen, obwohl du gerade erst warst. Trotzdem bleibt das Gefühl einer vollen Blase bestehen, und immer wieder tropft es unkontrolliert nach. Gerade in der Nacht kann dies besonders störend sein, da du ständig aufwachst und das Bettlaken nass ist.
5. Reflexinkontinenz – Wenn der Körper die Kontrolle verliert
Diese Form tritt auf, wenn die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase gestört ist. Das kann bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multipler Sklerose oder nach einer Wirbelsäulenverletzung der Fall sein. Die Blase entleert sich dann ohne Vorwarnung.
Beispiel: Du verspürst keinen Drang zur Toilette, plötzlich passiert es einfach – die Blase entleert sich ohne jegliche Kontrolle. Das kann zu unvorhersehbaren Situationen führen, die für die Betroffenen besonders schwierig sind.
Jede Form der Inkontinenz ist belastend – aber du bist nicht allein!
Egal, welche Form dich betrifft, eines ist sicher: Inkontinenz muss nicht das Ende deiner Lebensqualität bedeuten. Mit den richtigen Maßnahmen, wie Beckenbodentraining oder innovativen Lösungen wie dem Beckenbodenstuhl, kannst du die Kontrolle zurückgewinnen und deinen Alltag wieder genießen.
Es gibt Hoffnung, und es gibt Lösungen – du musst den ersten Schritt nur wagen.