Also, mal ganz ehrlich: Das mit dem Kosmetikstudio ist eigentlich mein Traum. Eigentlich! Ich stehe hier, mitten in meinem hübsch eingerichteten Studio, schau auf den leeren Terminkalender und frage mich: „Warum hab ich das nochmal gemacht?“ Anfangs läuft es ja gut. Ich habe Kundinnen, die Happy Faces verlassen, meine erste Mitarbeiterin, Tina, steht hinter mir – alles top! Bis… nun ja, die Realität zuschlägt.
Tina sitzt irgendwann mit verheulten Augen bei mir. „Anna, ich kann nicht mehr! Die Kinder sind ein Chaos, mein Mann? Keine Hilfe. Ich kündige!“ Super! Da stehe ich also. Mein treuer Sidekick verlässt das sinkende Schiff und ich habe einen Langzeit-Mietvertrag am Hals, der mich förmlich auslacht. Die Monate ziehen sich wie Kaugummi und mein Konto? Das weint.
Ich überlege schon, ob ich irgendwo einen Nebenjob brauche. Vielleicht als Flugbegleiterin? Da könnte ich wenigstens dem Chaos im Studio entfliehen! Und dann ruft sie an. Die Retterin in der Not. Eine nette Dame, die mir von einem „Beckenbodentherapiestuhl“ erzählt. Ich lache erstmal. Wirklich jetzt? Ich, Anna, soll Inkontinenz-Therapie anbieten? Das ist so weit weg von meinem Job wie Schokolade von einer Diät!
Die Dame bleibt ganz cool. „Anna, vertrau mir. Der Stuhl wird dein Business rocken!“ Ich stelle mir vor, wie ich meinen verbliebenen Kundinnen das erkläre. „Hey, wie wär’s heute mal mit nem entspannten Beckenbodentraining, statt Gesichtsmassage?“ Die laufen doch schreiend raus! Aber hey, was hab ich zu verlieren? Also stelle ich das Ding in die Ecke, schau ihm skeptisch zu und warte.
Und jetzt haltet euch fest: Es funktioniert! Wirklich! Die ersten Probesitzungen werden online gebucht an und die Kundinnen kommen reihenweise. Das nette Fräulein vom Telefon hält ihre Versprechen, das online Marketing funktioniert und sogar die Gynäkologin um die Ecke und der Urologe, den ich bis jetzt gar nicht kannte, schickt mir seine Patienten. Denn medical systems, so heißt der Anbieter des Sessels, macht nicht nur das Marketing, die rufen sogar die Ärzte in meiner Umgebung an!
Eine Kundin nach der anderen setzt sich auf diesen Thron der Blasenkontrolle und steht danach auf wie ne Königin. Ich kann’s kaum glauben! Und jetzt ratet mal: Die buchen nicht nur die Sitzungen, die kaufen gleich die 10er-Blöcke für 499 Euro. Zack, zack, zack! Im ersten Monat 12 Blöcke verkauft. Macht fast 6.000 Euro, nur durch diesen Zauberstuhl!
Ich bin hin und weg. Plötzlich ist mein Terminkalender voller als ein DM an einem Samstagvormittag. Und die Kundinnen? Die feiern mich! „Anna, du hast mein Leben verändert“, höre ich immer wieder. Na ja, der Stuhl hat’s getan, aber ich nehm das Kompliment gerne an. Denn mal ehrlich, ich habe doch auch mein Leben verändert – vom Pleitekandidaten zur Beckenboden-Königin!
Also Leute, die Moral von der Geschichte? Manchmal kommt der Erfolg auf den seltsamsten Wegen. Man muss nur mutig genug sein, sich draufzusetzen!